Am Samstag, 28.06.2025 wurde die Feuerwehr um 13:27 Uhr zu einem Großbrand in der Abfall-Recyclinganlage der Firma Rossbacher in Nußdorf-Debant alarmiert.
Die Situation entwickelte sich rasch zu einem komplexen Einsatz, an dem insgesamt 72 Feuerwehren beteiligt waren. Diese setzten sich aus 39 Feuerwehren aus Osttirol, 7 Feuerwehren aus Kärnten, der Berufsfeuerwehr Innsbruck, der Betriebsfeuerwehren Bio Kundl und Novartis Schaftenau, dem KHD-Zug Kufstein mit 11 Feuerwehren sowie dem KHD-Zug Kitzbühel mit 13 Feuerwehren zusammen. Darüber hinaus war ein ÖBB-Löschzug im Einsatz.
Insgesamt wurden 133 Feuerwehrfahrzeuge mobilisiert und es waren 931 Einsatzkräfte der Feuerwehren vor Ort, einschließlich des Sachgebietes Flugdienst, der Bezirkszentrale Lienz und des Bezirksführungsstabes des Bezirksfeuerwehrverbandes Lienz. Darüber hinaus wurde die Einsatzleitung durch den Bezirksfeuerwehrkommandanten, dessen Stellvertreter, den Bezirksfeuerwehrinspektor sowie den Landesfeuerwehrinspektor und den Landesfeuerwehrkommandanten unterstützt. Die Leitstelle Tirol übernahm die Alarmierung der Einsatzkräfte. Bis auf eine Betriebsfeuerwehr waren alle Feuerwehren Osttirols aktiv in die Bekämpfung des Großbrandes eingebunden.
Von Seiten der zuständigen Behörden waren die zuständige Gemeinde über den Bürgermeister sowie die Bezirkshauptfrau und das Zentrum für Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes Tirol an der Einsatzstelle vertreten. Die Politik, vertreten durch den Bundesminister Norbert Totschnig und die Landesrätin Astrid Mair, machte sich vor Ort ebenfalls ein Bild über die Lage.
Die Schwerpunkte der Einsätze lagen in der Brandbekämpfung, dem Schutz angrenzender Bereiche sowie der kritischen Infrastruktur. Unter enormer körperlicher Belastung und unter Einsatz von Atemschutzgeräten mussten die Einsatzkräfte die Brandbekämpfung durchführen und die Gefahrenlage vor Ort kontinuierlich neu bewerten. In diesem Zusammenhang traten zu Beginn des Einsatzes unvorhergesehene Explosionen auf, die einen vollständigen Rückzug und eine Neuorganisation der Einsatzkräfte erforderlich machten. Insbesondere der Schutz des Umspannwerkes der APG, inklusive Masten und Leitungen, sowie der angrenzenden Bereiche stellten zentrale Herausforderungen dar. In diesem Zusammenhang wurde auch die ÖBB-Zugverbindung vorübergehend gesperrt. Darüber hinaus wurden Straßenverbindungen und Radwege im direkten Gefahrenbereich durch die Polizei gesperrt.
Durch die gezielte Lageführung und Führungsunterstützung der Bezirkszentrale und des Bezirksführungsstabes wurde die Einsatzleitung vor Ort unterstützt und die Einsatzkräfte entsprechend koordiniert. Dabei erwies sich die Nutzung von Drohnen aus den unterschiedlichen Organisationen, wie BFV-Kufstein, Berufsfeuerwehr Innsbruck, Polizei und Land Tirol als überaus wirkungsvolles Mittel für die Lageerkundung. Die Versorgung und Verpflegung der Einsatzkräfte wurde aufgrund der langanhaltenden Einsatzdauer zentral durch Feuerwehr Nußdorf-Debant organisiert. Die Brandbekämpfung erstreckte sich über mehrere Tage. Umfangreiche Nachlösch- und Aufräumarbeiten waren notwendig.
Die Einsatzbedingungen stellten darüber hinaus eine erhebliche Belastung für das eingesetzte Material und die Ausrüstung dar. Aufgrund der langen Einsatzdauer und der hohen Intensität kam es zu Ausfällen bei Gerätschaften, die umgehend kompensiert werden mussten, um die Effektivität der Brandbekämpfung sicherzustellen und die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren in Osttirol aufrecht zu erhalten. Auch nach Einsatzende sind zahlreiche Kräfte noch tagelang mit der Aufarbeitung von fehlender bzw. beschädigter Ausrüstung beschäftigt.
Leider wurden während des Einsatzes 10 Feuerwehrmitglieder verletzt. Die Verletzungen resultierten zu Beginn des Einsatzes aus den Explosionen am Brandort und Verbrennungen. Der überwiegende Teil wurde jedoch aufgrund von Kreislaufproblemen kurzzeitig behandlungspflichtig. In diesem Zusammenhang konnte mit dem Rettungsdienst und einer annähernd durchgehenden notfallmedizinischen Betreuung an der Einsatzstelle ein wesentlicher Beitrag zur Sicherstellung der Gesundheit unserer Einsatzkräfte geleistet werden.
Im Anschluss an die erfolgreiche Brandbekämpfung und die wirksamen Nachlöscharbeiten konnte am 01.07.2025 um 16:00 Uhr endgültig „Brand aus“ gegeben werden und die Brandstelle wurde nach der letzten Lagebesprechung wieder an das Unternehmen übergeben.
Am Folgetag wurden in Zusammenarbeit mit der Betriebsfeuerwehr Liebherr am Betriebsgelände noch umfangreiche Aufräumarbeiten durchgeführt. Wasserführende Armaturen, Schlauchmaterialien und weiteres Equipment wurden sortiert, bewertet und abtransportiert. Zudem wurde ein Schadensüberblick über defektes Material erstellt.
Das Ereignis in Nußdorf-Debant hat gezeigt, wie wichtig gut organisierte Einsatzstrukturen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinweg sind. Es ist der Feuerwehr gelungen, in einer komplexen und gefährlichen Lage besonnen zu handeln und die Sicherheit der Bürger und der kritischen Infrastruktur zu gewährleisten. Die Erkenntnisse aus diesem Einsatz werden in zukünftige Ausbildungs- und Übungspläne einfließen, um die Schlagkraft und Einsatzbereitschaft weiter zu optimieren.
Text: BFV Lienz Fotos: BFV Lienz/BFV Kufstein/BFV Kitzbühel/Land Tirol Christanell